Die Würdigung und Kritik an der Theorie Piagets Teil 1

Die Würdigung und Kritik an der Theorie Piagets Teil 1

Viele der Grundbehauptungen von Piaget sind heutzutage akzeptiert, viele Menschen halten sie für selbstverständlich. Psychologen stimmen mit Piaget in den folgenden Punkten überein:
• Menschliche Organismen funktionieren auf Grundlage allgemeiner Struktur- und Anpassungsprinzipien
• Kinder konstruieren ihre Welt aktiv, sie reagieren nicht passiv auf äußere Reize
• Die kognitive Entwicklung basiert auf kontinuierlicher Interaktion zwischen dem Kind und der Umwelt.

Viele Wissenschaftler lehnen seine Haupttheorie, das Stufenmodell, heutzutage ab. Das hängt damit zusammen, dass Piaget die Übergänge zwischen den Stufen zu groß definiert hat. Im Laufe der Zeit fanden qualitative Veränderungen im Denken statt, sodass die Stufen heute enger definiert werden müssen. Viele Fähigkeiten entwickeln sich langsamer als Piaget früher annahm.

Wissenschaftler, die kognitive Prozesse in einen Begriff fassen wollen, sind bei der Theorie Piagets mit Problemen konfrontiert. Einige Fragen, die sich die Wissenschaftler stellten, waren z.B.: "In welchem Ausmaß lässt sich aus dem Verhalten auf das Denken schließen?", "Wie kann man zwischen Kompetenz und Leistung unterscheiden?", "Soll man Kompetenz sehr breit oder sehr eng definieren?" Behavioristen sind der Meinung, dass nur das beobachtbare Verhalten für den Forschungsstand relevant ist. Psychologen möchten aber auch wissen, welche Ereignisse und Prozesse in den Köpfen ablaufen.

Unter Kompetenz versteht man laut Piaget das Wissen und die Fähigkeit eines Kindes. Unter Leistung versteht man den Einsatz dieses Wissens in beobachtbaren Problemlösesituationen. Piaget hat unter anderem bewiesen, dass die Kinder ihr Wissen nicht immer anwenden und dadurch ihre Leistung manchmal nicht mit der tatsächlichen Kompetenz übereinstimmt. Heutzutage fassen Wissenschaftler den Begriff der Kompetenz wesentlich enger, damit sie die Kinder besser untereinander vergleichen können.