Pädagogik LK Herder-Gymnasium Minden

1. Jahrsiebt (0-7 Jahre):
Dieses Jahrsiebt beginnt mit der Geburt des Kindes und endet mit dem Zahnwechsel.
Die wichtigsten Aspekte sind die Nachahmung und das Vorbild, da das Kind so ein Verhältnis zu seiner Umwelt bekommt. Räume sollen auch ohne Ecken sein und nur runde organische Formen enthalten, da alles organisch sein soll, was das Kind nachahmt. Außerdem sollte in der Umgebung nichts geschehen, was dem Kind später verboten werden könnte, da sonst die wichtigen Kräfte, die an der Entwicklung der physischen Organe mitwirken, unterdrückt werden.

2. Jahrsiebt (7-14 Jahre):
Ab dem zweiten Jahrsiebt ist der vorrangige Kontakt auf der seelischen Ebene der Gefühle und Empfindungen zwischen dem Lehrer und dem Kind sehr wichtig. Zunächst soll die Vermittlung einer stabilen, seelischen Kommunikation stattfinden, erst dann darf der Lehrer beginnen, erzieherisch auf das Kind einzuwirken.
Anstatt der Nachahmung ist nun die Autorität für die Kinder wichtig, da diese dafür zuständig ist, die Kinder auf einer seelischen Ebene und gefühlvoll zu erziehen und unterrichten. Außerdem entwickelt das Kind nun Neigungen, Gewohnheiten, Gewissen und Temperament.

3. Jahrsiebt (14-21 Jahre):
Im dritten Jahrsiebt kann das Kind auf eine Autorität verzichten, da die Entwicklung der menschlichen Seele beginnt und es selbst einsehen und begreifen will. Auch tritt in diesem Jahrsiebt die Pubertät der Jugendlichen auf. Die Kinder müssen sich nun, anhand der erlernten Dinge durch ihre Vorbilder, ihr eigenes Urteil bilden und selbstständig handeln.

Steiner: » Mit der Geschlechtsreife ist die Zeit gekommen, in der der Mensch auch dazu reif ist, sich über Dinge, die er vorher gelernt hat, ein eigenes Urteil zu bilden. Man kann einem Mensch nichts Schlimmeres zufügen, als wenn man zu früh sein eigenes Urteil wachruft. Erst dann kann man urteilen, wenn man Stoff zum Vergleichen erworben hat. Bildet man vorher selbständige Urteile, so muss diesen die Grundlage fehlen. .....«

4. Jahrsiebt - Die Geburt des ICH:
Der Mensch ist nun erwachsen, hat die Fantasie und sein Urteil entwickelt und ist an Seele und Leib gewachsen. Laut Steiner merkt man nun weniger an der beruflichen Karriere, dass die Erziehung erfolgreich war, sondern eher daran, dass der Mensch in sich und der Welt zuhause ist.

“Bis zum Zahnwechsel will der Mensch nachahmen, bis zur Geschlechtsreife will er unter Autorität stehen; dann will er sein Urteil auf die Welt anwenden.” (Allgemeine Menschenkunde, S. 142)

Beispiel:
Erstes Jahrsiebt: Die Mutter sieht eine Maus und schreit "iii": Ein Weilchen später erbricht der Säugling.
Zweites Jahrsiebt: Die geliebte Autorität züchtet Mäuse. Das Kind wünscht sich zwei Mäuse zum Geburtstag.
Drittes Jahrsiebt: Der junge Mensch bewundert die Mäusezucht, fände es aber artgemäßer, wenn die Mäuse, statt im Laufrad, frei im Keller laufen dürften.
Viertes Jahrsiebt: Er fasst den Entschluss, Mitglied im Tierschutzverein zu werden.

Auch das weitere Leben wurde von Steiner in Jahrsiebte eingeteilt, jedoch stellen die ersten 4 Jahrsiebte die wichtigsten für die Entwicklung des Menschen dar. Die geistigen Wesensglieder arbeiten in den nächsten Phasen unter der Führung des Ich an der Vervollkommnung des Menschen weiter.