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 Betreff des Beitrags: G2 Erlebnistherapie nach Kurt Hahn
BeitragVerfasst: Di 18. Sep 2012, 16:11 
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Kurt Hahn (*5. Juni 1886 Berlin; †14. Dezember 1974 in Salem). Da Hahn keine konventionelle Karriere als Lehrer oder Erzieher vorweisen kann, fällt die Einordnung und Würdigung seiner Person und seines Werkes schwer. Er wird oft als „Vater der Erlebnispädagogik“ bezeichnet, obwohl er weder studierter Pädagoge noch Politiker mit Mandat war. Trotzdem hat er Teilbereiche der Pädagogik entscheidend beeinflusst.[1]

Die Erlebnispädagogik hatte mit Hahn um 1930 in Deutschland ihren ersten Höhepunkt. Sie wurde in der Reformpädagogik zu einem wichtigen Pfeiler des Unterrichtsverständnisses. In der Dissertation von Waltraut Neubert (1930), einer akademischen Schülerin von Herman Nohl (Universität Göttingen), dürfte das transparent werden.[2] Das Erlebnis wurde dabei als ein „methodischer Grundbegriff der modernen Pädagogik“ neben dem der Arbeit verstanden, wobei die Schule als „Erlebnisfeld des Kindes“ galt.

Hahn selbst war Vertrauter und politischer Berater des Prinzen Max von Baden und leitete 1920 bis 1933 das Landerziehungsheim Schule Schloss Salem. Er gründete 1934 im britischen Exil die „British Salem School“ in Gordonstoun (Schottland), nachdem er aufgrund seiner Ideen und seiner jüdischen Herkunft in Deutschland nicht mehr sicher war. 1941 gründete er eine Kurzschule mit mehrwöchigen Kursen, die (erlebnispädagogischen) Modellcharakter gewann. Hahn wandte sich mit seiner Pädagogik gegen die von ihm durch Beobachtungen diagnostizierten Verfallserscheinungen seiner Zeit:

Mangel an menschlicher Anteilnahme
Verfall körperlicher Tauglichkeit
Mangel an Initiative und Spontanität
Mangel an Sorgsamkeit
Mit einem erlebnistherapeutischen Konzept sollten diese Krankheiten der Gesellschaft bekämpft werden, um so heilenden Kräften zur Entfaltung zu verhelfen. Kurt Hahn war stets bemüht, möglichst viele Jugendliche zu erreichen. Er begann mit einer Reihe von Lehrgängen mit Jugendlichen, bei denen körperliches Training im Mittelpunkt stand, bevor er in Aberdovey gemeinsam mit dem Reeder Laurence Holt die erste Bildungsstätte mit dem Namen Outward Bound gründete, in der ausschließlich kurzzeitpädagogische Kurse durchgeführt wurden. Die Teilnehmer an den vierwöchigen Kursen waren 16– bis 20-jährige Schüler.

Den vier festgestellten Mangel- und Verfallserscheinungen setzte Kurt Hahn Elemente seiner Erlebnistherapie entgegen:

körperliches Training (unter anderem durch leichtathletische Übungen und Natursportarten wie Segeln, Kanufahren, Bergwandern)
den Dienst am Nächsten (hier explizit von seinen Schülern, je nach Standort, geleistete Küstenwache bzw. See- oder Bergrettungsdienst)
das Projekt (Aufgabenstellung mit hoher, aber erreichbarer Zielsetzung bei selbständiger Planung und Durchführung im handwerklich-technischen bzw. künstlerischen Bereich)
die Expedition (meist mehrtägigen Berg- oder Skitouren, Floßfahrten etc., bei denen es neben der natursportlichen Aktivität auch um lebenspraktische Alltagserfahrungen gehen sollte, wie z. B. versorgen, transportieren, Nachtlager bereiten.)
Die Wirksamkeit der Erlebnistherapie hängt nach Hahn im wesentlichen von der Erlebnisqualität der Aktionen ab. Denn je mehr der Teilnehmer die Aktionen für sich als außergewöhnliches Erlebnis wahrnimmt, desto tiefgreifender ist die heilende Wirkung. Heilsame Erinnerungsbilder, die auch Jahre später noch abrufbar sind, sollten bei späteren Bewährungsproben steuernd wirken.

Kurt Hahn verstand die Natur- und Kulturlandschaften als erste und wichtigste Handlungsfelder seiner Erziehung. Voraussetzung und Bedingungen waren für ihn die Ernsthaftigkeit und Unmittelbarkeit der Situation. Echtzeit, Direktheit und Authentizität sind heutzutage in einer hochtechnisierten und durchmediatisierten Welt gefragter denn je. Körperlichkeit und das Gefühl, physische und psychische Anstrengungen als lustvoll zu erleben sind Ansatzpunkte zeitgemäßer, moderner Erlebnispädagogik.


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