Die Ansicht von A. Holzbrecher zur interkulturellen Erziehung kann man in drei Hauptbereiche einteilen: 1. Interkulturelle Erziehung als kinderzentrierte Pädagogik 2. Interkulturelle Bildung und Erziehung in der Schule 3. Ebenen reflektierten Wahrnehmens und Handelns
Zu dem Bereich Interkulturelle Erziehung als zentrierte Pädagogik hebt er die Phase der Adoleszenz in den Vodergrund, die eine besondere Chance für eine gelingende interkulturelle Erziehung bietet. Hierzu gibt es drei Konfliktfelder, die den Jugendlichen für neue Erfahrungen öffnen. Einmal den Konflikt zwischen dem Wunsch als Gleicher zu gelten und dem Wunsch nach Abgrenzung; dann der Konflikt zwischen aufgenommen und ausgeschlossen werden; und als drittes den Konflikt zwischen stimmigem Weltbild (allgemeingültige Normen) und der Relativierung von Wahrheiten. Außerdem sieht Holzbrecher die interkulturelle Erziehung als eine Erziehung zum Selbstverstehen, mit den drei Zielen 1. die Förderung der Ausbildung interkultureller Kompetenz 2. lernen und begreifen, dass die eigene Lebenswelt und die globalisierte Marktstruktur gekoppelt sind 3. Erfahrungen von Selbstwirksamkeit und Kompetenz machen, sowie selbst Einfluss nehmen können.
In dem Bereich Interkulturelle Bildung und Erziehung in der Schule spricht Holzbrecher zunächst über die Folgerungen pädagogischer Forderungen. Dazu gehört das Einleiten von Prozessen differenzierter Wahrnehmung, reflektierter Klärung und selbstkritischer Beurteilung. Möglichkeiten hierzu sind Antirassismus-Training, Gewalt-Deeskalations-Training, Argumentationstraining, Schulprojekte, Einbindung der Schule in kommunale Aktivitäten, Kooperation der Schule mit Interkulturalität fördernde Institutionen, mediale Projekte und andere Hilfsprojekte. Auch verschiedene Unterrichtsthemen können diesen Anspruch verwirklichen. Dazu gehören Körperbilder, Menschenbilder, Kommunikationsmuster, Jungsein und Altern, Umgang mit abweichendem Verhalten, sowie Familienformen bzw. Sozialisationsmuster. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sprachbildung, die dabei helfen soll, sich einerseits die persönliche und andererseits die kollektive kulturelle "Konstruktion" bewusst zu machen. Zur Gestaltung dieser Lehrprozesse entwickelte er das heuristische Modell. Heuristisch bedeutet analytisch findend und dient dazu, ein reflektiertes Wahrnehmen und Handeln zu ermöglichen. In einem Dreieck stehen jeweils in den Ecken die drei Begriffe Ausruck, Reflexion und Wahrnehmung. Der Ausruck steht für das soziale Handeln; die Reflexion für die verstehende Auseinandersetzung mit äußerer und innerer Wirklichkeit (-> Hurrelmann); und die Wahrnehmung steht für das bewusste Wahrnehmen von sich selbst und den Anderen.
Zum Schluss listet Holzbrecher noch die Ebenen reflektierten Wahrnehmens und Handelns auf. Die erste Ebene ist die Subjektebene, die für das Klären des Vorverständnisses steht. Die zweite ist die biographische Ebene, in der der soziale Kontext geklärt wird. In der dritten Ebene (historisch-gesellschaftliche Ebene) geht es um die historischen und kulturellen Bedingungen des eigenen Verstehens. Im "Hier und jetzt" in der Lerngruppe (vierte Ebene) werden die gemeinsamen Handlungsmöglichkeiten geklärt und auf Ebene funf die Möglichkeiten politischer Partizipation in der politischen Aktion. Hier sollen Möglichkeiten politischer Teilnahme erfahrbar gemacht werden. Als letztes kommt Holzbrecher zur sechsten Ebene, der Evaluation, welche das Reflektieren der Angemessenheit der Handlungen ermöglichen soll. Im Großen und Ganzen kann man diese sechs Ebenen mit dem Diskurs von Nieke vergleichen.
Annika
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