Pädagogik LK Herder-Gymnasium Minden

Phasen nach Freud

Laut Freud gibt es 5 Phasen der psychosexuellen Entwicklung von Kindern:

Die 1. Phase ist die Orale Phase. Sie findet im Alter von 0 – 12 Monaten statt.
Hier wird die Lustbefriedigung durch den Mund, die Mundhöhle, hervorgerufen.
Auch fängt in dieser Phase die 8-Monats-Angst an. Dabei können die Kinder zum ersten Mal unterscheiden zwischen ihrer Mutter und anderen Personen. In dieser Phase werden viele Gedächtnisspuren hinterlassen, welche das Urvertrauen aufbauen, aber auch erschüttern können.
Der Konflikt hierbei ist nach Freud das Abstillen. Laut René Spitz ist es der Verlust der Bezugspersonen oder oszillierendes Erzieherverhalten. Dadurch wird das Urvertrauen mangehaft aufgebaut. Es kommt zum Misstrauen der Umwelt gegenüber und zum Abschotten gegenüber Umweltreizen, was negative Folgen für die Entwicklung hat.
In extrem schwerwiegenden Fällen ergibt sich eine Krankheit, der sogenannte Hospitalismus.

Die 2. Phase ist die Anale Phase. Die Zeitspanne hierfür ist das 1 – 2,5 Lebensjahr.
Hier wird durch Ausscheidungsprozesse die Lust befriedigt. Folglich ist die erogene Zone das Ausscheidungsorgan. Besondere Merkmale sind das Autonomiestreben und die Entwicklung des Ich.
Auch in dieser Phase gibt es Konflikte, insbesondere durch die Reinlichkeitserziehung, die das Autonomiestreben des Kindes unterdrückt. Dadurch verursachte Krankheiten sind Ängste und ein mangelndes Durchsetzungsvermögen.
Die Unterdrückung des Autonomiestrebens kann zu einer Charakterstruktur führen, die Freud als "Analcharakter" bezeichnet: extremer Ordnungssinn, Starrsinn, Geiz. Ein solcher Mensch ist kaum in der Lage von einmal vorgegebenen oder erlernten Einstellungen oder Verhaltensweisen abzuweichen.

Für die 3. Phase gibt es 3 verschiedene Bezeichnungen. Die Ödipale Phase, die infantil-genitale Phase oder die phallische Phase.
Hier wird die Lust durch das Genital befriedigt. Demnach ist die erogene Zone das Genital.
In dieser Phase entwickelt sich sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen der Ödipus-Komplex.
Junge
Bei Jungen wird die Mutter libidinös besetzt und dem Vater gegenüber entstehen Hass- & Todeswünsche. Das führt laut Freud zu Kastrationsdrohungen von seiten der Eltern, beim Jungen löst dies das Kastrationstrauma aus, wenn er ein nacktes Mädchen sieht und so zu erkennen meint, dass die Drohung Wirklichkeit werden kann.
Das führt zur Unterdrückung der libidinösen Besetzung der Mutter. Hierbei wird Energie frei. Diese nutzt der Junge um das Über-Ich aufzubauen. Das Über-Ich ist rigider, je stärker die Unterdrückung der Eltern empfunden wird, und die Stärke des Über-Ich richtet sich nicht nach der tatsächlichen, sondern nur nach der erwarteten Härte der Erziehung.
Mädchen
Bei Mädchen entwickelt sich der Penisneid. Es findet sich schlechter ausgestattet als zum Beispiel Vater oder Bruder. Hieran gibt es der Mutter die Schuld, denn auch sie hat keinen Penis. Sie wendet sich daraufhin von der Mutter ab. Der Vater wird libidinös besetzt und der Mutter gegenüber entstehen Hass- & Todeswünsche.
Der Ödipus-Komplex bei Mädchen baut sich nur langsam und unvollständig ab und das Über-Ich baut sich folglich nur langsam und defizitär auf.
Konflikte und Krankheiten sind bei Mädchen und Jungen gleich. Sie entwickeln Phobien, negativierte Befriedigungsphantasien. So haben Mädchen Angst vor Spinnen, Schlangen und anderen Tieren, von denen sie befürchten, sie könnten in ihre Vagina eindringen und sie dort verletzen. Jungen haben Angst vor Hunden und anderen Tieren, die dazu fähig sind ihnen den Penis abzubeißen. Außerdem können sich bei Mädchen und Jungen Berührungsphobien und Wahrnehmungslücken bilden.

Die 4. Phase ist die Latenzphase welche im Alter von 6 Jahren bis in die Pubertät geht. Es ist die Phase des sozialen Primats, das heißt, hier werden soziale Binungen aufgebaut, die Kinder lernen sich in Gruppen zu integrieren.
Die 5. Phase ist die Genitale Phase. Sie geht von der Pubertät bis ins Alter von 17 Jahren.

(Text von Nina Böing)