Zunächst einmal die Unterschiede:
Laut Krappmann bildet sich die Identität während des ganzen Lebens. Erikson bezieht sich nur auf die Identitätsbildung in der Adoleszenz.
Während Krappmann einen soziologischen Ansatz hat, basieren Eriksons Theorien auf dem psychoanalytischen/psychosozialen Ansatz.
Krappmanns Definition von Identität ist, dass Identität eine zu erbringende Leistung bei der bewussten Verknüpfung alter Erfahrungen/Erwartungen mit neuen Situationen und bei der Kommunikation und gemeinsamem Handeln ist. Für Erikson ist dagegen das Identitätsgefühl eine Leistung des Ich, das angesichts von Aufgaben und Krisen ein harmonisches, kontinuierliches Selbst aufbaut.
Während laut Erikson ein unbewusster Identitätsprozess stattfindet, erfordert die Identitätsbildung, laut Krappmann, Interaktionsleistungen.
Eine gelungene Identitätsbildung eröffnet dem Individuum, laut Krappmann, fünf Möglichkeiten:
kann es eine Balance zwischen widersprüchlichen Erwartungen und eigenen Bedürfnissen herstellen, kann es durch eine Neuinterpretation der Verhältnisse diese auch ändern, kann es die frühere Lebensgeschichte in einem kreativen Akt für die aktuelle Situation aufarbeiten, erlangt es Autonomie gegenüber sozialen Zwängen und eine zusammenhängende Biographie
Die fünfte Möglichkeit ähnelt einer Aussage Eriksons. Dieser sagt, dass eine gelungene Identität das Empfinden von Kontinuität auslöst. Außerdem erlangt das Individuum seine Identität, laut Erikson, durch und für die Bewältigung der Krisen.
Was außerdem bei beiden gleich ist, ist die Aussage, dass Identität kein starres Selbstbild ist und Isolation bei mangelnder Identitätsbildung eintritt.
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